Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Februar 2020

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick für den um einen Tag verlängerten Februar 2020

Der Monat Februar ist wieder reich an Tagen, die unser Brauchtum mit dem Wetter in Verbindung bringt. Schon mit dem 2.Februar stoßen wir auf einen solchen hervorgehobenen Tag. Mariä Lichtmess, oft wird dieser Tag auch als Mariä Reinigung oder die Darstellung des Herren bezeichnet.

Jeder von uns spürt an diesem Tag schon sehr deutlich die zugenommene Helligkeit. Eine Stunde mehr Tageslicht können wir am 2. Februar im Vergleich zur Wintersonnenwende am 22.12. des Vorjahres verbuchen. Immerhin beträgt die Tageslänge zu Lichtmess 9 Stunden und 17 Minuten. An den Häusern gab es in früheren Zeiten bestimmte Markierungen, die das Sonnenlicht an diesem Tag erreichen musste. Viele Wettersprüche rankten sich um den Tag, wie „Lichtmess verlängert den Tag um eine Stund`, für Menschen, Vögel und den Hund“.

Tradition war es, an Lichtmess endete die Weihnachtszeit. Krippen, Pyramiden und Weihnachtsbäume wurden abgebaut. Die letzten Weihnachtsbäckereien mussten gegessen sein. Wichtig war auch, ab diesem Tag hörten die Meister und Herren erstmals wieder bei Tageslicht mit der Arbeit auf. Daher der Spruch: “ Lichtmeass können die Herrn bäi Toa gegass, de richen bann se wonn, de armen bannse eabbes honn“.

An Lichtmess endete gleichfalls das Bauernjahr. Die Knechte und Dienstboten wurden ausgezahlt, wechselten ihre Stellung, oder schlossen mit den alten Herren neue Verträge ab.

Lichtmess wurden nach alter Tradition die Kerzen geweiht. Unsere Altvorderen zogen auch schwarze Kerzen, die gleichfalls geweiht wurden. Es waren die Wetterkerzen. Diese entzündete man bei Gewitter oder wenn sich Unwetter entwickelten, sie sollten vor Blitzschlag schützen. In manchen Regionen fanden sogar Kerzenprozessionen statt.

In alten Zeiten betrachtete man Lichtmess auch als ersten Vorfrühlingstag. Dem Wettergeschehen an diesem besonderen Tag schenkte man seither große Beachtung für die Wetterentwicklung des kommenden Frühjahres und des Jahres überhaupt. Viele Wettersprüche künden von diesem Volksglauben. So zum Beispiel, „Wenn´ s Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“. „ Lichtmass heal unn kloir, bedütt ea gut Joihr“. Man wird es nicht glauben, die ausgeklügeltsten Statistiken unserer modernen Wetterfrösche haben herausgefunden, dass die Tage um Lichtmess und auch der gesamte Februar sich mit wetterbestimmend auf die Folgemonate auswirken. Selbst eine Fachbezeichnung gibt es für dieses Phänomen, die Meteorologen nennen es Wettererhaltungsneigung.

Die ersten 10 Tage des Februar zeigten sich relativ dunkel. An 6 Tagen war der Himmel über Ruhla bedeckt. Zwei Tage zeigte er sich stark bewölkt. An zwei weiteren Tagen konnten wir in Ruhla den ganzen Tag die Sonne genießen. Insgesamt erreichten wir eine Sonnenscheindauer von 15,6 Stunden. Der Regen hatte es in den ersten 10 Tagen mit den in den letzten Jahren so arg von der Dürre geschundenen Böden recht gut gemeint. Immerhin fielen an 6 Tagen 57,8 l Niederschlag auf den Quadratmeter. Zur Erinnerung: in den letzten 13 Jahren vermerkte unsere Wetterstation „Otfried Blumenstein“ für den Monat Februar eine durchschnittliche Regenmenge von 43,38 l/m, gefallen in durchschnittlich 8 Regentagen. An Zwei Tagen in der 1. Februardekade fiel etwas Neuschnee. Die Neuschneemenge war allerdings nicht messbar, von einer geschlossenen Schneedecke können wir bei weitem nicht sprechen. Die Temperaturen der ersten 10 Februartage ließen uns erneut erschaudern. Erreichten wir doch am 10. Februar eine Höchsttemperatur von sage und schreibe +11,4°C. Für einen Februar eine fast unglaubliche Temperatur, noch dazu bei der Höhenlage von Ruhla. Als niedrigste Temperatur für diesen Zeitraum zeigte die Quecksilbersäule, für einen Februar auch ungewöhnlich, einen Minuswert von nur -2,7°C an. Dadurch bedingt erreichte die Durchschnittliche Mitteltemperatur für den Zeitraum vom 01.02. – 10. 02. einen Wert von +4,9°C. All das trieb uns doch den Schweiß auf die Stirn. Der Luftdruck der ersten Dekade im Februar bewegte sich von 1037,5 hPa bis herab auf 996,5 hPa. Was sagt uns das? In den ersten 10 Februartagen wurde es ganzschön stürmisch. Besonders der 09. und 10. Februar ließ Fenster und Türen klappern. Zu größeren Schäden kam es im Einzugsbereich, dank der Gnade des Wettergottes, kaum.

Im zweiten Drittel des Februars, meinte es Wettergott Thor auch nicht gerade gut mit uns. Ein Tiefdruckgebiet über dem Großraum Nordeuropa gab dem anderen die Türklinke in unsere Richtung in die Hand. Lediglich um den 14. konnten wir etwas Hochdruckeinfluss verspüren, was zu einer kurzen Wetterberuhigung führte. Ansonsten zeigte sich der Berichtszeitraum recht dunkel, wie die 10 Tage vorher auch. An fünf Tagen war unser Himmel bedeckt, an einem Tag stark bewölkt und 3 Tage erwies er sich bewölkt. Lediglich der 15. ließ unsere Herzen mit purem Sonnenschein erfreuen. Insgesamt schien unsere liebe Sonne gerade mal 13 Stunden am Himmel von Ruhla. 24,2 Liter Regen ließen unseren geschundenen Wald aufatmen, so dass wir die durchschnittliche Niederschlagsmenge für den Monat Februar schon jetzt deutlich überschreiten konnten. Für unsere leidgeprüften Wintersportler war wie bisher wieder kein einziger Tag mit einer geschlossenen Schneedecke zu vermelden. Im Gegenteil, wenn wir einen Blick auf unsere Thermometer warfen, erschraken wir zutiefst. Am 16. Februar verharrte das Quecksilber bei stolzen 14,9°C und am 18. Februar bei 13,5° C - im Plusbereich versteht sich, was soll das nur noch werden? Gerade mal an 4 Tagen der beschriebenen Dekade kamen wir in den frühen Morgenstunden kurzzeitig, aber wirklich nur kurzzeitig, knapp unter den Gefrierpunkt. Das alles in einem Monat, der auch als Hornung bezeichnet wird. Die ersten Krokusse blühen. Man wird es kaum glauben, die ersten Kraniche ziehen, ihre schrillen Rufe sind weit zu hören.

Nun haben wir Fastnacht, in Ruhla kurz als Foasen bezeichnet. Die Foasen beginnt in diesem Jahr am Donnerstag, dem 20. Februar und endet am Aschermittwoch, ehe die 40 tägige Fastenzeit anfängt. Irgendwelchen Mummenschanz, Umzüge oder sonstiges Narrentreiben gab es in der Ruhl auch in früheren Zeiten nicht. Für die Ruhl war aber seit frühesten Jahren eine gemütliche Geselligkeit typisch, verbunden mit dem der Ruhl eigenen Volkshumor. Zu Fastnachtsdienstag buken die Rühler Frauen ihre berühmten Ölkräöpfel. Das Mittagessen zu Fastnacht war Hirse-, Reis- oder Grießbrei. Abends gab es Schweinefleisch und Sauerkraut. Die Knochen vom Schwein mussten aber bis spätestens Aschermittwoch am Morgen unter dem Schweinskoben vergraben sein. So sollten die neuen Schweine gut geraten. Und noch eines: Wehe dem, der zu Faosen Betten abzog, dem würde der Schinder das Fell über die Ohren ziehen. Foasen durfte in Ruhla auch nicht geheiratet werden, denn da ist der Teufel los.

Der 22. Februar, Petri Stuhlfeier, war auch wieder ein wichtiger Tag in Ruhla, begann doch nach früherer Ansicht jetzt das Frühjahr. Die Lehrlinge und Gesellen durften nun auch bei Tageslicht mit der Arbeit aufhören. Für das Wetter von Bedeutung war: „ Bie d`s Waater un Päterschtaogk ies, so bliet`s nooch 14 Toa odder länger“. Zum Mathiastag am 24.Februar war früher Halbjahres-Rechnungslegung in den Gemeinden, die Abgaben mussten entrichtet werden. Als Wetterregel galt:“ Bann´s kaalt, wörd d´r Wäinter aalt.

Nun sind wir schon im letzten Februardrittel angekommen. Irgendwie ist das kommende Frühjahr schon zu spüren.

Die letzten 9 Februartage zeigten sich - wie der Monat bisher - relativ dunkel. An vier Tagen war der Himmel bedeckt, an drei Tagen stark bewölkt und an zwei Tagen bewölkt, so dass die liebe Sonne in den noch verbleiben Februartagen uns gerademal 8,1 Stunden bescheinen konnte. Die gesamte Sonnenscheindauer des Monats betrug für Ruhla gerademal 31,2 Stunden.

Geregnet hat es im letzten Februardrittel an 8 Tagen, sodass wir auch in den letzten Februartagen nochmals 41,0 Liter unserer Aufschreibung hinzufügen konnten. Stolze 123,0 Liter Regen war das monatliche Gesamtergebnis bei insgesamt 23 Regentagen. Der Schnitt für den Monat Februar betrug in den vergangenen 12 Jahren in unserer Wetterstation Otfried Blumenstein 43,38 Liter Regen auf den Quadratmeter. In diesem Jahr nun ein wirklich erlesenes Ergebnis nach der Trockenheit der letzten Monate. Trotz alledem sind unsere hauptamtlichen Wetterfrösche der Meinung, bei dem Regendefizit der vergangenen Jahre ist das immer noch nicht genug.

Wenn wir uns nun die Temperaturen ansehen, kann uns nur das blanke Entsetzen packen. Der Mittelwert des Monats lag bei 3,9°C, natürlich im Plusbereich. Die letzten 12 Jahre verbuchte unsere Wetterstation hier einen Mittelwert von 0,61°C - welch ein Unterschied! Als Maximaltemperatur des Monats zeigte unser Thermometer am 16. Februar 14,9°C. Die niedrigste Monatstemperatur erreichten wir mit -2,7°C am 5. Februar. Übrigens, im gesamten Gebiet Deutschlands wird es erstmals in der Geschichte keinen Eiswein geben. Um ihn zu keltern, ist eine Temperatur von mindestens -7°C von Nöten. Diese niedrige winterliche Temperatur erreichte aber keines der Anbaugebiete.

Eine kleinewinterliche Episode können wir aber dennoch vermelden. Vom 26. Bis 28. Februar konnte Ruhla für den gesamten Winter 2019/20 eine geschlossene Schneedecke aufweisen. Wenn der Schnee auch nass und patschig war und so richtig erst ab einer Höhe etwa Bermbachtal vorlag. Ich kann aber stolz berichten, von unseren Kindern wurden sogar Schneemänner gebaut.

Begriffe aus der Wetterküche:

Warum haben wir in diesem Jahr ein Schaltjahr?

Das Jahr 2020 hat 366 Tage, anstatt der üblichen 365 Tage des Normaljahres. Wir haben ein Schaltjahr, wie alle 4 Jahre. Warum nun dies? Alles hängt zusammen mit der Bewegung unseres Planeten um die Sonne. Würde unsere Erde diesen Umlauf in genau 365 Tagen schaffen, gäbe es kein Schaltjahr. Tatsächlich dauert so eine Umrundung der Sonne länger als die 365 Tage. Genau benötigt unser Planet 365 Tage fünf Stunden und 46 Sekunden. In einem normalen oder Gemeinjahr werden die rund 6 Stunden einfach weg gelassen. Würden wir dies aber auf lange Sicht weiter tun, würde sich vieles verschieben, und wir müssten zum Beispiel irgendwann Weihnachten im Sommer feiern.

Durch das Schaltjahr alle 4 Jahre werden die sonst vernachlässigten Stunden des astronomischen Jahres einfach wieder aufgeholt. Das Hinzufügen eines Tages erfolgt grundsätzlich im Februar mit der Eingabe des Sonderdatums 29. Februar. Erfinder des Schaltjahres ist der berühmte Feldherr und Römische Kaiser Julius Cäsar. Er fügte dem damals gültigen gregorianischen Kalender alle 4 Jahre ein Schaltjahr ein und rundete die ganze Sache auf 6 Stunden auf. Die Aufrundung brachte allerdings wiederum Probleme mit sich. Bis zum 16. Jahrhundert hatte sich der Kalender abermals um 10 Tage verschoben. Papst Gregor der XIII. führte nun den gregorianischen Kalender ein. Um den Rückstand einzuholen, strich Gregor im Jahre 1582 aus dem Oktober 10 Tage und führte die Regel ein, in 400 Jahren 3 Schaltjahre ausfallen zu lassen. Um die ganze Sache noch genauer zu machen legte er weiterhin fest, sollten von dieser Regel alle Jahre ausgenommen werden, die durch 100 teilbar waren, aber nicht durch 400 teilbar sind, nun stimmt es. Kluges Kerlchen der Papst.

Warum gerade den zusätzlichen Tag auf den 29.Februar legen? Der Julianische Kalender endete im Februar, also war hier der letzte Tag des Jahres. Mit der Einführung des gregorianischen Kalenders ist nun der Dezember der letzte Monat des Jahres. Man übernahm aber den 29 Februar als Schalttag vom Vorgängerkalender und das ist bis heute so.

 

Gert Götze
Im März 2020