Wetter

Witterungsrückblick für den Monat Juli 2021

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Auf den 2. Sommermonat des Jahres 2021, den mit Freuden erwarteten Julius

Der 2. Sommermonat ist nun mit List und Tücke geschafft. In diesem Jahr zeigte sich uns bisher ein typischer mitteleuropäischer Sommer, im Gegensatz zu den letzten Jahren. Zumindest in unseren Regionen war er bisher recht unterkühlt und auch zu feucht für einen Juli.

Man glaubt es kaum, von einem der ganz hohen Berge Thüringens winkt, bereits in den Startlöchern stehend, ein altes dürres Männchen, von vielen als Herbst bezeichnet. Wie lautet der alte Wetterspruch so schön, an St. Ann (26.07.) fangen die kühlen Morgen an. Aber nichts desto trotz, so weit sind wir noch nicht. Heißt es doch auch, die Julisonne hat noch keinen Bauern aus dem Land getrieben.

Die Hundstage, die eigentlich heißesten Tage des Jahres, haben am 23.07. begonnen, aber zum bisherigen Monatsverlauf passend, waren sie bisher in ihrem Auftreten gleichfalls als unterkühlt zu bezeichnen. Bis zu ihrem Ende am 23.08.bleiben uns ja noch einige Tage der Hoffnung.

Wenn wir uns nun die ersten 20 Tage des Juli ansehen, erreicht uns nur ein leichtes frösteln. Ein - wie schon eingangs erwähnt -typisch mitteleuropäischer Sommer hat uns in diesem Jahr beglückt, wo bleibt nur das Schwimmbadwetter?

Im Juli erreichten wir in den ersten 20 Tagen am 6. sowie dann am 24. Juli im Bermbachtal eine gemessene Höchsttemperatur von 24,8°C. Es war also bisher kein Sommertag zu verzeichnen, an dem die Höchsttemperatur wenigstens einmal die 25,0°C Grenze erreichte. Als niedrigste Nachttemperatur  zeigte uns die Quecksilbersäule des Thermometers am 3. des Monats 8.4°C. Das war so kalt, dass die armen Glühwürmchen mangels Wärmezufuhr auf ihr Leuchten verzichten mussten. Im beschriebenen Zeitraum der ersten 20 Julitage schien die liebe Sonne insgesamt 86 Stunden, nicht gerade viel, aber zum Erblühen der herrlichen Bergwiesen hat es gereicht.

Nun kommt es aber dicke, der Regen. Ähnlich wie im Monat Juni schaltete unser lieber Petrus die himmlische Bewässerungsanlage ein. In den ersten 10 Tagen des Juli fielen an 6 Tagen 89 l Regen auf den m². Am 9. waren es allein 59 Liter Wasser, die er über die Bermich goss. So sollte es die nächsten Tage weiter gehen. Wir erreichten in den ersten 20 Julitagen 110,8 Liter Niederschläge, gefallen an 11 Tagen. Eine ganze Menge Wasser, wie wir uns denken können. Wir hier in Thüringen hatten aber noch großes, großes Glück. Die westlichen Länder unserer Heimat traf es viel, viel schlimmer. Enorme, nicht zu beschreibende Regenmengen fielen ab dem 14. des Monats über Rheinlandpfalz. Besonders über der Eifel war es schlimmer als schlimm. Anschließend trafen die Wassermassen NRW und dann Bayern.

Das menschliche Leid und die materiellen Schäden sind bis heute noch nicht voll abzuschätzen. Mehr als 100 Bürger unseres Landes verloren ihr Leben. Über die enormen Auswirkungen hat die Presse täglich ausführlich berichtet, so dass wir uns hier weitere Einzelheiten ersparen wollen. Auch unsere Partnergemeinde, Schalksmühle hat es sehr getroffen. Wir, die Rühler Bürger, sind mit Spenden und unseren Gedanken bei ihnen. Traurig, traurig, solche Unwetter mit so extremen Auswirkungen waren bisher in unserem Deutschland nur selten bekannt.

Kommen wir aber mal zu einer wesentlichen Frage zurück. Regen, Regen, ob viel oder wenig, ob stark oder als Niesel, was ist das eigentlich?

Zunächst ist simpel einfach zu sagen, Regen ist eigentlich nichts weiter als Wasser, Wasser, nichts als Wasser. Wasser brauchen wir zum Leben, es kann aber, wie man sieht, leider auch verheerend sein.

Die uns umgebende Luft ist angefüllt mit kleinsten schwebenden Wassertröpfchen, die sich um noch viel kleinere Staub- und Schmutzteilchen gebunden haben. Diese wachsen nach und nach zu größeren Tröpfchen mit einem Durchmesser unter 0,5mm zusammen und können nun von der Luft nicht mehr getragen werden. Die Tröpfchen beginnen zu fallen und erreichen unsere Erde. Wenn ihre Größe um die 0,3 mm im Durchmesser erreichen, sprechen wir von Nieselregen. Dieser fällt meist aus Stratuswolken und anderen tiefhängenden Wolken und kann mehrere Stunden, sogar Tage andauern. Dieser Sprüh- oder Nieselregen verursacht, vielleicht auch begünstigt durch die tief hängenden, bedrückend wirkenden Wolken, bei uns Menschen schlechte Laune und üble Gedanken. Diese Regenvariante ist harmlos und bringt meist weniger als einen Liter Niederschlag auf den m².

Eine weitere Regenvariante stellt der von uns Förstern und Landwirten so geliebte Landregen dar. Besonders zeichnet er sich durch seine Gleichmäßigkeit aus. Diese Regenart mit ihren größeren Tropfen entsteht im Gegensatz zu Nieselregen über die Eisphase in den Wolken, welche durch eine wärmer werdende Umgebung erneut zu Tropfen schmelzen. Der klassische Landregen ist ein länger anhaltender, gleichmäßiger Regen, seine Tropfengröße beträgt zwischen einem und drei Millimeter Größe. Die Wetterfrösche reden dann von einem leichten bis mäßigen Regenereignis. Er tut der Erde gut und verursacht keine Schäden.

Sehen wir aber schon von weitem die klassische amboßartige Cumuluswolke, oder nennen wir sie gleich Gewitterwolke, dann aber Vorsicht! Ihr inneres ist gekennzeichnet von gefährlichen Vorgängen. Verwirbelungen der ihnen innewohnenden Aufwinde laden Wassertröpfchen und schon vorhandene Eiskristalle elektrisch auf. Es kommt zu Entladungen. Blitze zucken, Donner grollt und kommen Eiskristalle in Auf- und Abwinde, entstehen Hagelkörner. Dieser Prozess ist auch bei den Wetterfröschen als Fahrstuhleffekt bekannt. Nun ist es da, das Unwetter. Jetzt haben wir Blitzeinschläge, unter Umständen Hagelstürme und Überschwemmungen, verbunden mit Starkregen, die enorme Wassermengen mit sich bringen können. Wie es in den letzten Wochen bei uns in so großem Ausmaß wie noch nie vorgekommen ist.

Was ist eigentlich unter Starkregen zu verstehen und warum müssen wir uns immer mehr vor ihm fürchten? Warum auf einmal der Aufruf an alle Bürger, den Wetterwarnungen in Radio und Fernsehen mehr Gehör als bisher zu schenken?

Für den Deutschen Wetterdienst, der für Vorhersagen und Warnungen der Bevölkerung zuständig ist, handelt es sich um Starkregen, wenn große Niederschlagsmengen in kürzester Zeit fallen, meist im Zusammenhang mit Gewittern.
Der Wetterdienst kennt in diesem Zusammenhang drei Warnstufen. Der Schwellenwert für eine Warnung ist überschritten, wenn folgende Regenmengen erreicht werden, oder können:

  1. 15 – 25 Liter auf den m² in einer Stunde oder 20 – 35  Liter pro Quadratmeter in 6 Stunden.
  2. 25 – 40 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde, es erfolgt eine Unwetterwarnung.
  3. Über 40 Liter in einer Stunde oder 60 Liter pro Quadratmeter in sechs Stunden, Warnung vor extremen Unwetter.

Wir sollten nicht außer Acht lassen, das Cumulus-Nimbuswolken, man höre und staune mehrere Millionen Tonnen Wasser enthalten können! Laut Wetterdienst ist es bisher nur in den seltensten Fällen möglich, kurzfristige, exakte auf einen bestimmten Ort beschränkte Warnungen auszusprechen, Extremniederschläge kommen meist sehr, sehr  überraschend.

Wenn wir uns nun die letzten 11 Tage des Julis ansehen, also den Zeitraum vom 20. bis 31. des Monats, so wäre lediglich zu sagen, dass es kaum Änderungen gab. Die Durchschnittstemperatur ist leicht gestiegen, jedoch richtige sommerliche Werte wurden im gesamten Monat nicht erreicht. Es bleibt ganz einfach die Frage von Rudi Carrell in diesem Jahr offen, die so einfach lautet, „Wann wird’s endlich wieder Sommer?“ Die Höchsttemperatur bei uns im Bermbachtal betrug am 24. Juli genau 26,3°C. Die Regenneigung ging leicht zurück, es regnete an 5 Tagen 25,4 Liter. In den letzten verbliebenen 11 Tagen schien unser liebes Klärchen 67 Stunden. Den gesamten Monat betrachtet schien die Sonne über unserer schönen Ruhl 153 Stunden. Der Schnitt der Sonnenstunden der letzten 13 Jahre liegt im Juli bei uns bei 183,5 Stunden, also in diesem Jahr weniger als sonst. Dann aber der Regen, der uns traf. Insgesamt fielen im Bermbachtal im gesamten Monat 136,2 Liter auf den Quadratmeter an insgesamt 16 Tagen. Wenn wir den Monatsschnitt der letzten 13 Jahre nehmen, lag dieser bei 93 Liter auf den Quadratmeter für den Monat Juli. Betrachten wir die in diesem Monat gefallene Menge an Regen, müssen wir zugeben, es ist ein sattes Plus nach den letzten mageren Jahren zu verzeichnen.

Im Gegensatz hierzu herrscht in Südeuropa derzeit eine enorme Hitzewelle, von 40°C und mehr, dazu kommt, es gibt keine Niederschläge. Waldbrände verwüsten viele Urlaubsregionen. So unterschiedlich sind im Moment die Witterungsverhältnisse in unserem relativ kleinen Europa. Bleibt uns nur zu hoffen, dass sich die Witterungsbedingungen im August etwas ausgleichen und wir doch noch einen für alle erträglichen Sommer bekommen, auf den wir uns eigentlich das ganze Jahr über freuen.

Liebe Leser, schenken wir auf Grund der Erfahrungen der letzten Wochen den Wetterberichten von Rundfunk und Fernsehen mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur die Aussagen zum „Schönen Wetter“ sind für uns wichtig! Auf die beim Wetterbericht enthaltenen Wetter- bzw. Unwetterwarnungen sollten wir verstärkt achten und uns auch an die gegebenen Hinweise der hauptamtlichen Wetterfrösche halten.

 

Bis zum Augustbericht Ihr                    

Gert Götze