Wetter

Witterungsrückblick für den "Wonne" Monat Mai 2022

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück

Ruhlaer Witterungsrückblick mit einigen Bemerkungen zum Brauchtum unseres Bergstädtchens für den 3. Frühlingsmonat des Jahres 2022, dem so von allen geliebten Wonnemonat Mai

Nun hatten wir ihn endlich erreicht, den Lieblingsmonat aller Romantiker, der Monat Mai hatte Einzug gehalten.

Enthusiastisch begrüßten unsere Altvorderen den Beginn des wunnemanoth, wie schon Karl der Große 768 – 814 den Mai zu bezeichnen pflegte.  War doch nun endlich, endlich die Herrschaft der Winterdämonen vorbei, der Mai brachte den Sommer mit. Die Wiesen wurden grün und die ersten Farbtupfer, in Form von bunten Blüten, zeigten sich.

Die Arbeit auf den Feldern und in den Gärten nahmen die Aufmerksamkeit unserer Ahnen voll in Anspruch. Ihre Blicke richteten sich besonders im Wonnemonat öfters gen Himmel. War und ist doch die Wetterentwicklung gerade im Mai ausschlaggebend für die zukünftige Ernte. Jetzt werden die Grundlagen für das Ernteergebnis gelegt. So ganz traute man dem so geliebten Mai aber nicht. Besagt doch eine der uralten Wetterregeln: „Der Mai, zum Wonnemonat erhoben, hat zumindest noch Reif hinter den Ohren.“ Oder anders gesagt: „Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei.“

Regen war schon seit jeher für die Bauern ein willkommener Begleiter des Wettergottes im Monat Mai. So die bekannte Wetterregel: „Trockener Mai, Wehgeschrei, feuchter Mai, da ist viel Glück dabei.“. Die Erfahrungen unserer Alten über viele Jahrhunderte hat gelehrt, dass es viel Brot und Heu gibt, wenn es im Mai kräftig regnet. So einen der Lieblingssprüche der alten Bauern: „Wenn es regnet im Mai auf die Saaten, so regnet es später Dukaten.“.

Große, große Ängste hatten die Menschen in alten Zeiten allerdings vor Unwettern, Hagelschlägen, Starkregen und Kälteeinbrüchen.  Entschieden sie doch über ein schönes Leben oder monatelangen Hunger. Aus Angst vor diesen vernichtenden Unwettern fanden vielerorts an fast jedem Sonntag so genannte „Schauerfahrten“ statt, um Blitzschlag, Hagel oder ähnliche Witterungsunbilden abzuwenden. Man zog meist schon in den frühen Morgenstunden betend um die Saat, in der Hoffnung, Wetterhexen und Korndämonen fern zu halten. Auch war es früher üblich, am 3. Mai geweihte Wetterkränzlein auf die Felder zu tragen. In diesen Zeiten war es ganz normal und üblich, viel mehr als heute auf die Zeichen der Natur zu achten. Ganz einfach gesagt, man achtete die Natur insgesamt viel mehr als heute. Schon die kleinsten Veränderungen im Wettergeschehen wurden registriert, gedeutet und fanden Beachtung.

Wenn auch unsere gemeinsamen Vorfahren den Mai, ihren Wonnemonat, über alles liebten und viele Mairituale sich bis in unsere heutige Zeit erhalten haben, einen offiziellen Maifeiertag gab es nicht. Meist feierte man den ersten Sonntag im Mai festlich.

Im Jahre 1888 wurde erst der Gedanke geboren, den 1. Mai als Tag der Arbeit zu feiern. Auf Beschluss des Gründungskongresses der zweiten Internationale 1889 in Paris wurde der 1. Mai erstmals als Feiertag der Arbeiterbewegung begangen. Nach dem ersten Weltkrieg wurde dann der 1. Mai in einigen Ländern als Feiertag eingeführt, in Deutschland wurde er 1933 Feiertag. Ergo gibt es den Feiertag 1. Mai erst etwas mehr als 100 Jahre als ordentlichen Feiertag. Unsere germanischen Vorfahren begingen den Mai schon immer als Frühlingsfest.

Wenn der Rühler Wald schön grün wurde, kürte man den Sommer als uneingeschränkten Herrscher über die Natur und somit auch über die Menschen.
Als Gegensatz zum bösen Winter stellte man sich den Sommer als grünes buntes Wesen vor und feierte in Fröhlich mit Tänzen und Liedern im ganzen Ort.
In Ruhla war es üblich, einen jungen Burschen als Laubmännchen oder Schoßmeier zu verkleiden. Man brach die ersten grünen Zweige und band sie dem Laubmännchen um den Körper, so dass er kaum noch etwas sehen konnte. Er musste von weiteren Burschen geführt werden. So ging es mit Tänzen und Liedern durch unseren Heimatort, enthusiastisch von den Bewohnern begrüßt und gefeiert. Man nahm an, dass das Laubmännchen dem wiedergeborenen germanischen Lichtgott Baldr darstellen sollte, der laut Mythologie vom Wintergott Hödr ermordet sein sollte. Das Laubmännchen-Fest wurde in späteren Jahren auf die Pfingstfeiertage verschoben.

In den Wonnemonat fällt auch der Muttertag, welcher am 13. Mai 1928 erstmals begangen wurde. Seither ist er als schöner Brauch und Dank an alle Mütter zu verstehen.

Unsere Altvorderen schenkten im Monat Mai den Eisheiligen bei ihren Wetterbeobachtungen große Beachtung. Diese Eismänner waren gefürchtet wegen ihrer Kälteeinbrüche. Am 11. Mai war es der heilige Mamertus, einst Bischof von Vienne. Der heilige Pankratius am 12. Mai wurde als 14 jähriger Knabe enthauptet. Am 13. Mai gedachte man dem heiligen Servatius, ehemals Patron von Worms und Mastrich. Am 15. Mai folgte dann noch die von allen gefürchtete Kalte Sophie, eine vorchristliche Märtyrerin. War diese kalte Gesellschaft nicht vorbei, durfte man keine empfindliche Pflanzen ins Freiland bringen, fürchtete man doch die häufigen Kälteeinbrüche um diese Zeit, die dann zu großen Schäden führten. In diesem Jahr blieb der Kälteeinbruch aus, im Gegenteil, 2022 waren es Schweißheilige. Aus diesem Grund wollen wir uns in diesem Jahr auch nicht weiter mit diesen Heiligen beschäftigen.

Nun haben wir im Monat Mai noch das Fest Christi Himmelfahrt beim Umgang mit unserem ererbten Brauchtum zu beachten. Das Himmelfahrtsfest wird begangen in Erinnerung an die Rückkehr Jesus zu seinem himmlischen Vater. Himmelfahrt wird immer 40 Tage nach Ostern oder auch 10 Tage vor Pfingsten gefeiert. Die Bibel beschreibt, Jesus hat sich seinen Jüngern 40 Tage lang gezeigt, ehe er in sein himmlisches Reich aufstieg, er soll durch eine Wolke verschwunden sein.

An diesem Tag ziehen die Männer und Burschen mit Spazierstöcken, Rucksäcken und Bollerwagen am sogenannten Vatertag, wie der Tag auch genannt wird, durch die Natur. Historisch gesehen wird die Tradition des Herrentages, wie man den Vatertag auch noch nennt, mit den Flurgängen und Umritten in Verbindung gebracht. So soll es einen germanischen Rechtsbrauch gegeben haben, wonach jeder Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz umschreiten musste, um den Besitzanspruch auch weiterhin zu wahren.

So nun aber genug zum Brauchtum. Gerade im Wonnemonat könnte man hierzu noch viele Seiten füllen.

Wenden wir uns nun dem eigentlichen Wettergeschehen des Monats Mai 2022 zu.

Die Tageslänge unseres so geliebten Monats der Lieblichkeit, wie der Mai auch noch genannt wird, begann am 1. Mai mit 14 Stunden und 46 Minuten. Er endete am 31.Mai mit 16 Stunden und 10 Minuten. Insgesamt müssen wir den diesjährigen Mai als recht sonnig einschätzen. Unsere liebe Sonne schien 216,0 Stunden über den Bergen und Tälern unseres so geliebten Heimatstädtchens. Dagegen zeigte sie sich im Jahre 2013 im damaligen Mai nur ganze 81,9 Stunden an Ruhlas Himmel. Welch ein gravierender Unterschied, der unsere Herzen höher schlagen lässt. Diese Entwicklung lässt sich auch am Bedeckungsgrad, die der Wetterbeobachter täglich einschätzt, erkennen. Das Firmament zeigte sich an 4 Tagen sonnig, 7 Tage konnten wir auf einen heiteren Himmel schauen. 18 Tage war unser Himmel leicht bewölkt und an 2 Tagen sahen wir einen wolkigen Himmel.

An insgesamt 3 Tagen stiegen die Temperaturen über die 25°C Marke, so dass wir diese als Sommertage einschätzen können. Am 11. Mai stieg die Quecksilbersäule auf 25,7 °C, die Höchsttemperatur des Weidemonats Mai wurde erreicht. An keinen einzigen Tag fiel das Thermometer im vergangenen Monat unter die 0°C Marke. Wir blieben den ganzen Monat über von Nachtfrösten verschont, eine für Ruhla ungewöhnliche Wetterentwicklung.

Regen fiel im Monat Mai des Jahres 2022 an 9 Tagen und zwar 62,7 Liter auf den m². An 4 Tagen zuckten Blitze über den Bergen und Tälern Ruhlas. Am 4. und 16. Mai kam es in unserer Heimatregion zu stärkeren Regenfällen. Betrachten wir den Durchschnitt der monatlichen Regenfälle der letzten 15 Jahre für den Monat Mai, so liegt dieser für unser Bergstädtchen bei 89,54 Liter auf den m².

Wie schon im gesamten bisherigen Jahr war der Blumenmonat, wie der Mai auch noch genannt wird, relativ windig. Besonders die zweite Maidekade zeigte sich besonders windig. Die Böen erreichten in diesem Zeitraum Spitzenwerte um die 40km/h. Die Hauptwindrichtung im Monat lag hauptsächlich bei West bis Südwest und er wehte fast ständig. Dadurch wurde die Austrocknung der Böden weiterhin verschärft. Trotz der relativ hohen Niederschläge konnte keine Entspannung der Bodensituation eintreten.

Die Luftdruckentwicklung zeigte im Minimum einen Wert von 1002,0 hPa. Der Maximalwert lag bei 1028,0 hPa.

Ein wichtiges Datum hätte ich fast vergessen. Am 24. Mai 1896 wurde im Waldhaus „Weidmanns Heil“ bei Spechtsbrunn unser Rennsteigverein gegründet, also feiern wir seinen 126. Geburtstag. Am 30.04.2022 dieses Jahres fand im Schützenhaus von Ruhla die Hauptsippung (Hauptversammlung) des Vereins statt. Bei dieser Gelegenheit wurde das Mitglied der Ortsgruppe Ruhla, unser Professor Dr. Harald Töpfer, zum neuen „Führsteher“ (Vereinsvorsitzenden) des auch für Ruhla so wichtigen Rennsteigvereines gewählt. Zu deiner Wahl gratulieren dir, lieber Harald, alle Mitglieder des Rennsteigvereines und alle Leser der Ruhlaer Zeitung recht herzlich. Wir wünschen dir viel Erfolg, Gesundheit und immer ein gutes Händchen für unseren Verein und somit auch für unser Ruhla.

Auch wollen wir die Gelegenheit nutzen, und „Kahlert`s Martin“, den Kenner und Förderer der Rühler Sprach, zu gedenken. Martin wäre am 26. Mai 70 Jahre alt geworden. Ohne Martin, seine Aufzeichnungen zur Heimatgeschichte und seinen Rühler Duden wäre vieles über unsere Heimat im Dunkel der Geschichte geblieben. Hierfür tausend Dank, lieber Martin.

Bis zum Rückblick Monat Juni

 

Ihr Gert Götze