Wetter

Witterungsrückblick mit einigen Betrachtungen zu Naturerscheinungen und Brauchtum für den Monat März 2021

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Rühler Witterungsrückblick mit einigen Betrachtungen zu Naturerscheinungen und Brauchtum für den Monat März 2021

Nun schreiben wir schon den Monatsnamen April. Der März ist bereits vergangen. Mit dem März aber ist zumindest ab dem 1. des Monats der Winter metrologisch und ab 20. auch astronomisch vorbei. So langsam, ganz langsam erwachen wir aus einer gewissen Winterstarre. Die ersten Sonnenstrahlen locken die frühen Blumen des Lenzes aus dem Boden hervor und bald wird das kahle Geäst der Bäume mit Knospen besetzt sein. Für uns Menschen der nördlichen Breite bedeutet das Kommen des Lenzes seit jeher etwas ganz Besonderes. Begrüßen wir nicht mit dem ersten zarten Grün die Wiedergeburt unserer Umwelt, den kalten trüben Winter haben wir nun so gut wie hinter uns gelassen. Hurra, hurra der Lenz ist da. Er ist die Jahreszeit, die uns Menschen Erlösung verheißt. Wenn selbst in unserer Zeit der Frühling so ersehnt und begrüßt wird, kann es nicht verwunderlich sein, dass in vergangenen Zeiten sein Kommen mit Rieten und Zeremonien besonders begangen wurde. Ich erinnere nur an den  - in diesem Jahr leider schon wieder ausgefallenen - Sommergewinn zu Eisenach.

In unseren Gärten wurde mit den ersten Arbeiten begonnen. Gerade diese Arbeiten säen die Hoffnung, dass sich das Versprechen und das Wunder des Frühlings auch in diesem Jahr wieder erfüllen möge. Wenngleich zu Anfang des März die liebe Sonne mit ihren ersten, noch relativ kraftlosen Strahlen Hoffnung verbreitete, regte sich unter der isolierenden Schneedecke bereits neues Leben. Bei genauer Beobachtung ist es ganz einfach verwunderlich, wie die kleinen Schneeglöckchen mit einer immensen Kraft, die man ihnen gar nicht zutraut, die verkrustete Schneedecke durchstoßen können. Dann kommen Winterlinge, Krokusse und weitere Frühblüher, bis hin zu den Kätzchen der Salweide, in Ruhla Hillebäöllerchen genannt. Alle diese Blüten werden durch den Wind mit männlichen Pollen bestäubt. Der Blütenstaub tritt in großen Mengen auf, damit möglichst viele Blüten von Pollen getroffen werden. Dieser Blütenpollen besteht zu großen Teilen aus Eiweiß, zu dessen Produktion die Pflanzen sehr zeitig im Jahr große Mengen an Energie aufbringen müssen.

Dann kommen die Pflanzen, die durch leuchtende Farben und betörende Düfte Insekten zur Bestäubung einspannen, also mit wesentlich weniger Energieeinsatz arbeiten. Die herrlichen Farben und überwältigende Düfte werden erst dann weniger, wenn die Blüten bestäubt sind.

Den Blütenreichtum können wir vielleicht noch als Luxus bezeichnen. Betrachten wir nun aber das uns überall umgebende Grün unserer Pflanzen. Das Grün ist viel mehr, es ist unsere Lebensgrundlage. Mit dem Blattgrün sichern unsere Pflanzen nicht nur ihre eigene Ernährung, sondern im Grunde genommen die Ernährung aller Lebewesen dieser Welt. Ist es nicht so, dass alle Lebewesen, auch wir Fleischfresser, letztendlich von der Energie existieren, mit der die Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichtes aus der Luft und dem Wasser des Bodens erst Zucker und dann Stärke aufbauten? Aus diesen Kohlenhydraten decken alle Lebewesen ihren Energiebedarf. Aus der Schule ist uns dieser Stoffwechselvorgang auch als Photosynthese bekannt. Um sie ausführen zu können, hat sich im Laufe der Entwicklung das Chlorophyll herausgebildet. Es fängt Teilchen des sichtbaren Lichtes ein und Wasser wird in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Aus dem Wasserstoff und dem Kohlendioxid der Luft wird Stärke aufgebaut. Übrigens: der Sauerstoff, so wichtig zum Atmen, fällt bei diesem Vorgang als Abfallprodukt an! Überlegen wir mal, in der Natur ist eigentlich nichts unnötig oder fehl am Platz. Ebenfalls werden die Lichtanteile Blau, Gelb und Grün nicht benötigt. Von den Pflanzen abgestrahlt entsteht die Farbe Grün der Blätter. Für uns ist sie die Farbe des Lebens, die Farbe des Frühlings, und so schließt sich wieder der Lebenskreis.

„Im Märzen der Bauer den Traktor anspannt“, müssen wir heute in unserer modernen Zeit sagen. Nun beginnt die Arbeit in Feld und Flur. Wir sollten aber bei aller Euphorie nicht den alten Wetterspruch vergessen, der besagt, „ Der März hat Gift im Sterz.“ Die ersten 20 Märztage haben uns ganz deutlich gezeigt, der Spruch stimmt. Es war wettermäßig in diesem Zeitraum alles vertreten. Beginnen wir am 3. März mit einer Tageshöchsttemperatur von frühlingshaften 13,0°C. Dagegen fiel unser Thermometer am 20. des Monats nachts auf -7,3°C. Die Temperaturabweichung lag also bei giftigen 20,3°C - von wegen der Lenz ist da! 13 cm Neuschnee fiel an 5 Tagen in den ersten 20 Kalendertagen auf die Ruhlaer Berge. Die entstandene Schneebedeckung können wir wie folgt einschätzen: An 2 Tagen erreichten wir eine geschlossene Schneedecke, an einem Tag zeigte sich die Schneedecke durchbrochen und an 17 Tagen des Berichtszeitraumes müssen wir von Schneeresten, besonders an den Nordhängen und Verwehungspunkten, sprechen. Mit anderen Worten, schneefrei war die Ruhl im genannten Zeitraum des Monats März nicht.

Zu unserer großen Freude wurde das in den letzten Jahren entstandene Regendefizit weiter leicht ausgeglichen. Im bisher beschriebenen Zeitraum hat es an 14 Tagen geregnet und zwar 30,6 Liter auf den m². Besonders die letzten 12 Tage der bis jetzt betrachteten Monatsperiode waren dadurch gekennzeichnet, dass es täglich zu Regenfällen kam.

Der gemessene Luftdruck bewegte sich im Zeitraum der betrachteten 20 Tage zwischen maximal 1036,8 hPa am 1. März und minimal 1002,0 hPa, gemessen am 20.März. Der geschätzte Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes brachte uns folgendes Ergebnis: an 2 Tagen war es sonnig, 3 Tage zeigten sich heiter, 2 Tage waren bewölkt, 3 Tage wolkig, 5 Tage stark bewölkt und an 3 Tagen war der Himmel bedeckt. 68,50 Sonnenstunden in 20 Tagen ließen uns trotz allem schon den Hauch des Frühlings verspüren, daran hatten besonderen Anteil die ersten 10 Kalendertage.

Der Monat ist bis jetzt als relativ windig einzuschätzen. Besonders der 19.03. brachte uns Böen, die in ihrem Spitzenwert bei etwa 39 km/h lagen.

Brauchtumsmäßig sollten die Ruhlaer Mädchen den 19 März nicht außer Acht lassen, es ist der Tag des heiligen Josef, des Mannes der Mutter Maria. An diesem Tag war es in Ruhla Tradition, um einen schönen und lieben Mann zu beten.

Bleiben uns nun noch 11 Tage, in denen der Lenz uns grüßen kann, mal sehen, was daraus wird.

Die ersten drei Tage der letzten Märzperiode begannen recht kühl, mit Temperaturen um 5°C und leichten Regenfällen, bei einen in den Böen recht steifen Wind von bis zu 30 km /h aus West Süd West. Anschließend begannen die Tagestemperaturen langsam zu steigen und die Sonnenscheindauer nahm deutlich zu, so dass wir in den verbleibenden Märztagen noch 57,2 Sonnenstunden zuschlagen konnten und so auf eine monatliche Gesamtzahl von 125,7 kamen. Auch im geschätzten Bedeckungsgrad des Himmelsgewölbes kam die Entwicklung der letzten Märztage zum Ausdruck. An zwei Tagen war es wolkenlos, zwei Tage zeigten sich sonnig und an einem Tag war es heiter. An einem weiteren Tag zeigte sich Ruhlas Himmel stark bewölkt und an 2 Tagen bedeckt.

Die Temperaturen stiegen weiter deutlich an. Am 31.03. erreichten wir die in diesem Monat gemessene Höchsttemperatur von 22,2°C. Die Nachttemperaturen fielen zu Monatsende auch nicht mehr unter den Gefrierpunkt. Die immer noch vorhandenen Schneereste, besonders an den Nordhängen und den ehemaligen Verwehungspunkten, nahmen deutlich ab und waren am 25. des Monats völlig verschwunden. Auffällig war, dass die Regenmenge, entgegen des bisherigen Trends, in den letzten Märztagen deutlich abnahm. Es regnete im dem zuletzt beschriebenen Zeitraum nur ganze 7,4 Liter auf den m² an ganzen 3 Tagen. Die monatlich gefallene Regenmenge betrug 34,2 Liter auf den m² gefallen an 18 Tagen.

Wenn wir nun die Wetterregeln unserer Altvorderen betrachten, bekommen wir wieder ein recht trockenes Jahr. Besagen doch ihre Erfahrungen: “Wie St. Bertholt (29.3.) gekommen, so das Frühjahr.“, „Wie St. Quirin (30.3.), so der Sommer.“ und „Wie St. Achatz (31.3.), so der Herbst.“. An allen 3 Tagen schien die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel ungebremst auf unser liebenswertes Bergstädtchen, bei Temperatuten um die 20°C. Beobachten wir die kommende Entwicklung nun genau - ein jeder mache sich seinen eigenen Reim auf die bäuerlichen Voraussagen.

Noch ein paar Wetterregeln für die gerade vergangenen Ostertage: „Bann´s Palmsonntich (in diesem Jahr der 28.3.) schön unn kloir, wörd´s ea gut Joihr.“ Der Himmel war stark bewölkt, die Tagestemperatur lag bei 10,9°C, nachts zeigte die Quecksilbersäule 0,8°C. Die Natur zeigt uns nun auch langsam, dass es Frühling wird. Zitronenfalter und Tagpfauenauge erfreuen uns mit ihrem Flug, des nachts schwirren die ersten Fledermäuse um die Lichtkegel der Straßenlaternen.

Veilchen, Buschwindröschen, Scharbockskraut und die Purpurrote Taubnessel zeigen sich. Der Bärlauch beginnt zu sprießen und wir können mit ihm unsere Frühlingssalate verschönern.

So haben wir nun den ersten Frühlingsmonat auch schon hinter uns gelassen. Gleich in der ersten Aprilwoche begingen wir nun das Osterfest, welches in der Rühler Brauchtumspflege einen besonderen Platz hat. Auf einige wichtige Osterbräuche unserer Heimat wollen wir zum Schluss noch eingehen. Sichtbares Zeichen des nahenden Osterfestes waren und sind in Ruhla die Zweige der Salweide mit ihren Kätzchen, bei uns - wie bereits gesagt - Hillebäöllerchen genannt. An Palmsonntag werden sie geschnitten und verschönern unsere Häuser und Stuben. Die Sträußchen sollen ein wirksames Mittel gegen Blitzschlag und Hexen sein. Ab Donnerstag schmückte man auch die Kirchen mit ihnen.

Für die Kinder begannen die Osterfeierlichkeiten am Gründonnerstag mit dem Suchen der Osternester. Das typische Mittagessen am Gründonnerstag war und ist in Ruhla Spinat mit Eiern. Übrigens war und ist es bei den alten Rühlern verpönt, in der Osterzeit Brot zu backen, sonst würde es Monate lang nicht regnen. Mit Nadel und Faden durften die Frauen in dieser Zeit  auch nicht umgehen. Karfreitag wurde in Ruhla Steellefritich genannt. Die Nacht zum Steellefritich war geeignet für allerlei geheime Kuren. Wichtig war auch das Holen von Osterwasser. Dabei durfte kein Wort gesprochen und es musste in Stromrichtung des Gewässers im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geschöpft werden. Die Ostergottesdienste waren meist verbunden mit dem Sakrament der Heiligen Taufe. Anschließend ging es gemeinsam mit dem Pfarrer über den Friedhof und die umliegenden Gärten. Die Liste der Osterbräuche ist in Ruhla noch lang, vielleicht können wie sie im nächsten Jahr fortsetzen und ein paar wieder aufleben lassen.

Einen wunderbaren Vorfrühling wünscht Ihnen allen Ihr Wetterchronist

Gert Götze