Wetter

Witterungsrückblick mit einigen Betrachtungen zum Brauchtum für den Beginn des Jahres 2021

Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Witterungsrückblick mit einigen Betrachtungen zum Brauchtum für den Beginn des Jahres 2021

Zunächst liebe Leserinnen, lieber Leser, nachträglich noch alle guten Wünsche für das neu begonnene  Jahr. Vor allem  viel Gesundheit und Glück in den Familien.

Gleichzeitig möchte ich unseren lieben Petrus bitten, auch im Jahr 2021 unserer lieben Ruhl gewogen zu bleiben. Möge er unser Bergstädtchen vor Sturm, Hochwasser, großen Hitzewellen, Blitzschlag und allen anderen möglichen Wetterunbilden verschonen. Der Regen sollte im Jahre 2021 gleichmäßig und in normaler Stärke fallen. Die liebe Sonne soll scheinen, ohne unseren Wald allzu sehr auszutrocknen und wir Menschen sollten ständig die Gelegenheit haben, uns an der wunderschönen Natur, an ihrem Grünen und Blühen erfreuen zu können.

Schon die erste Begegnung am Neujahrsmorgen auf der Straße hatte in Ruhla immer ihre Vorbedeutung. War es ein männliches Wesen, hieß das Glück im neuen Jahr. War es ein weibliches Wesen, bedeutete dies Unglück. Übrigens, wer unter den Weihnachtsgeschenken ein neues Hemd vorfand, musste dieses  unbedingt zu Neujahr anziehen, dies bedeutete Schutz vor ansteckenden Krankheiten. Vielleicht sollte sich unser Gesundheitsminister in Coronazeiten einmal mit dem Rühler Brauchtum beschäftigen.

Der zweite Januar wurde früher in Ruhla als Wahlfiertag (Wahlfeiertag) bezeichnet. Hier fanden entsprechend der uralten Dorfordnungen oder Stabsgerechtigkeiten die Wahlen zu den Gemeindeausschüssen, den Vierern oder Zwölften genannt, statt. In Ruhla wurden zudem die Gemeindekuhhirten bis etwa in die Zeit bis zum 1. Weltkrieg gewählt. Diese mussten ihre Eignung durch Hornblasen und Peitschenplatzen unter Beweis stellen.

Dieser 2. Januar galt in Ruhla und auch in Steinbach bis in die 50er Jahre noch als Feiertag. Auch ich kann berichten, als ich Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre in der Oberförsterei Ruhla Holzhauer war, gingen wir am 2. Januar zwar in den Wald, aber eine Axt oder Säge wurde nicht angefasst. Es bestand der alte Aberglaube, dass sich das Waldmännchen unter den Holzhauern, die an diesem Tag arbeiten, für das kommende Jahr seine Opfer aussucht.

Auch galt der 2. Januar als ein besonders verworfener Tag, keine neue Arbeit durfte begonnen werden, die würde bestimmt nicht gelingen.

Als Wetterregel für den Wahlfiertag gilt bis heute: „ Schinnt Wahlfier de Sonn, gitts´gefärrlich Unwadter.“ Der 2. Januar ist auch der Tag des heiligen Markarius, deshalb gilt auch hier noch die alte Wetterregel:„Wie das Wetter an Markarius war, wird es im September trüb oder klar.“

Am 2. Januar war der Himmel bedeckt, es gab 0 Sonnenstunden. Die Höchsttemperatur betrug +0,8°C und es gab leichten Schneefall. Nun mag ein Jeder sich seine Gedanken zur Wetterentwicklung machen.
Ein weiterer äußerst wichtiger Wetterlostag war und ist in Ruhla der 6. Januar, auch Dreikönigstag genannt. Hier wurden besondere Wünsche wiederholt oder erst ausgesprochen. In Ruhla hieß der Dreikönigstag Grossnöüjoihr. Die Zeit zwischen den Jahren bzw. dem Jahreswechsel war nun endgültig vorbei, das neue Jahr begann nun erst richtig. In früheren Jahren stellte man Orakel. Frau Holle war nun der Sage nach letztmalig unterwegs. PS.: Soll sie sich doch endlich mal um den Schnee bemühen!

Die Anfangsbuchstaben der drei Königsnamen und die Jahreszahl werden auch heute noch zur Abwehr böser Geister mit geweihter Kreide über den Türbalken geschrieben. Die Kerzen des Christbaumes, der bis dahin mindestens 12 Nächte gestanden haben musste, wurden letztmalig angezündet, ausgebrannt und der Baum dann abgebaut. Damit war Weihnachten vorbei.

Eine wichtige Wetterregel zu Grossnöüjoihr lautete: „Bann un Dräikünnegk nooch kei Wäinter, kömmt soball känner.“ Oder „Ist Dreikönig hell und still, der Winter vor Ostern nicht gehen will.“ Damit sind wir wieder an der Stelle, wo sich ein Jeder seinen eigenen Reim auf die besagten Wetterregeln machen kann. Die Werte des Dreikönigstages 2021: Der Himmel war bedeckt, die Tiefsttemperatur betrug -1,3°C, die Höchsttemperatur lag bei -0,1°C. Es herrschte leichter Schneefall, bei einer geschlossenen Schneedecke.

Insgesamt zeigte sich der Himmel in den ersten 10 Januartagen an 9 Tagen bedeckt und an einem Tag wolkig. Unsere liebe Sonne ließ sich zu diesem Zeitpunkt 4,3 Std sehen. Im Zeitraum bestand eine geschlossene Schneedecke, es fielen in den 10 Tagen 16 cm Neuschnee (an 6 Tagen).  Geregnet hat es im Zeitraum 12,1 mm an acht Tagen.

Die nächsten 10 Januartage zeigten sich gleichfalls für uns sehr dunkel. Unser Himmel war im Berichtszeitraum an 8 Tagen bedeckt, an jeweils einem Tag zeigte er sich wolkig oder bewölkt. Die Sonne ließ sich im genannten Zeitraum gerade mal 4,6 Stunden sehen, kein üppiges Ergebnis. Im Berichtszeitraum lag ständig eine geschlossene Schneedecke. Es schneite an 7 Tagen und zwar 35 cm. Geregnet hat es auch, an 7 Tagen fielen 21,7 mm Niederschlag. Die niedrigste Temperatur konnten wir mit -8,0°C am 11. Januar registrieren, Die Höchsttemperatur pendelte sich am 20.01. bei 4,6°C ein.

Das Leben begann sich nun so langsam zu normalisieren, vom Feiertagsgang hatte man nun auf Werktag geschaltet. In früheren Zeiten trafen sich die Frauen und Mädchen zu den Spillstuben, als Ausnahme durften ab jetzt die Burschen mit teilnehmen. Die verheirateten Männer trafen sich im Wirtshaus zum Bier, na dann Prosit.

Der 20. Januar, nach dem Heiligen Fabian und Sebastian benannt, musste in Ruhla noch besonders beachtet werden. Bis zu diesem Tag durfte in Ruhla Holz geschlagen werden. Besagt doch die alte Wetteregel: “Wenn an die Bäume klopft der Bastel, steigt der Saft auf in die Astel.“ Das später geschlagene Holz sollte von schlechter Qualität sein. Die Rühler Holzhauer brauchten aber Arbeit, was also mit dem später geschlagenen Holz tun? Eisenach war nicht weit, bestimmt wurde es dorthin verkauft. Vielleicht kommen ja die Schwammschäden im dortigen Stadtschloss vom Holz aus den Ruhlaer Wäldern?

Kommen wir nun zu den letzten elf Januartagen. Der 21. Januar war der heiligen Agnes gewidmet. Die Bauern wünschten sich diesen Tag gerne bewölkt. Sollte doch dadurch die Frucht im Sommer ohne Würmer wachsen. Es folgte dann ein ziemlich wichtiger Lostag am 25. Januar, der Paulitag oder auch Pauli Bekehr genannt. An diesem Tag waren unsere Altvorderen der Meinung, der halbe Winter sei vorbei, für sie ein Grund zur Freude. Es war üblich, an diesem Tag das Korn zu schätzen, ob es für den Rest des Winters reicht. Die Hausfrauen mussten an diesen Tag Hausputz machen, aber nicht wie immer, er musste rückwärts erfolgen. Gutes Wetter an diesem Tag lies unsere Vorfahren auf ein schönes Frühjahr und eine gute Getreide- und Obsternte hoffen. Drücken wir die Daumen, dass wir 2021 nicht enttäuscht werden. Der 25. Januar zeigte uns einen stark bewölkten Himmel, es gab leichten Neuschnee, bei einer geschlossenen Schneedecke.

Im Großen und Ganzen waren auch die letzten 11 Januartage sehr dunkel. Wäre da nicht der 31. des Monats mit seinen 6,7 Sonnenstunden gewesen, hätten wir wieder einmal nicht gewusst, wie die Sonne aussieht. Schneefall gab es im Berichtszeitraum an 6 Tagen mit 22 cm Schneehöhe. An 9 Tagen verzeichneten wir eine geschlossene Schneedecke und an 2 Tagen mussten wir sie als durchbrochene Schneedecke bezeichnen. Hierfür waren die relativ hohen Tagestemperaturen schuld. Zum Beispiel erreichten wir am 21. Januar mit +7,5°C die höchste Temperatur des Monats. Allerdings auch am 31. Januar mit -7,0°C eine relativ niedrige Nachttemperatur.

Wenn wir nun den Januar insgesamt betrachten, so brachte er uns doch eine sehr große Überraschung. Hat uns der Petrus zu Weihnachten mit Schnee nicht verwöhnt, was auch äußerst selten vorkommt, so brachte er ihn getreu der alten Bauernregel: „Die Erde muss ein Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben.“ Pünktlich am 3. Januar begann es zur Freude von uns (Hausbesitzer ausgenommen) und besonders der Kinder zu schneien - und der Schnee blieb sogar liegen! Über Ruhla bildete sich eine geschlossene Schneedecke, die sogar über die ganze Zeit liegen blieb. Frau Holle auf ihrem Hörselberg sorgte dazu für ordentlichen Nachschub. Im gesamten Monat fielen so etwa 74 cm Neuschnee - wann gab es das in den letzten Jahren schon einmal?

Nun ging die große Sucherei los, wo zum Teufel ist nur  der Schlitten, wo? Manche suchen ihn heute noch!

Von dieser Stelle aus ein besonderes Dankeschön an die Männer der Stadtwirtschaft in ihren orangen Anzügen. Trotz des vielen Nachschlages der alten Dame vom Hörselberg  waren Ruhlas Straßen immer passierbar. Also an Euch alle ein besonderes Lob, Klasse setzt sich halt durch.

Unsere liebe Sonne zeigte sich im gesamten Monat leider nur sehr zaghaft über unserem so geliebten Bergstädtchen. Gerademal 17,5 Stunden blinzelte sie, der Durchschnitt der letzten 12 Jahre lag für den Januar bei etwa 35 Stunden.  Ansonsten war der Monat recht dunkel, was am Bedeckungsgrad des Himmels lag, wie aus den einzelnen oben beschriebenen Fakten hervorgeht. Die Tageslänge im gesamten Monat hat sich schon beachtlich entwickelt. Sie betrug am 1. Januar 8 Stunden und 2 Minuten und lag am 31. Januar bei 9 Stunden und 10 Minuten. Dies haben wir alle täglich mit Freude zur Kenntnis genommen. Wie in den letzten Monaten üblich, müssen wir den gesamten Monat allerdings wieder als viel zu warm einschätzen. So erreichten wir am 21. Januar die ungewöhnlich hohe Tagestemperatur von +7,5°C. Dagegen steht die niedrigste Tagestemperatur von -8,3°C, gemessen am 10. Januar.

Eine monatliche Mitteltemperatur von -1,25°C spricht hierzu eine deutliche Sprache. Besonders das letzte Monatsdrittel lässt uns erschaudern. Erreichten wir hier den Durchschnittswert von +0,2°C!

Neben den doch so reichlichen Schneefällen konnten wir auch auf erquickliche Regenfälle zurückblicken. Erreichten wir hier 75,4 Liter Regen auf den m², gefallen an 25 Tagen.

Noch schnell einige Wetterextreme für den Monat Januar:

  • Am 1. Januar 1186 war es so warm, dass am Neujahrestag die Bäume blühten.
  • 1559 hatte man einen so warmen Januar, dass die Bauern Hafer säten
  • 2020 war nach Aussagen des Deutschen Wetterdienstes mit einer Durchschnittstemperatur von 9,85°C nach 2018 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881.

 

So , liebe Leser, bis zur Februarabrechnung

Ihr Gert Götze