Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat Dezember - Teil 1
Der Wetterhahn von Sankt Concordia blickt zurück
Witterungsrückblick und einige Bräuche für den Monat Dezember 2020 - Teil 1 Adventszeit
Und wieder schließt sich ein Jahreslauf. Nun ist der Dezember abgeschlossen, der zwölfte und letzte Monat des Jahres 2020 ist vorbei. Ein ereignisreiches Jahr und somit auch Wetterjahr liegt hinter uns. Schönwetterperioden, Unwetter, Hitzewellen und die verschiedensten Wetterphänomene haben die letzten 12 Monate gekennzeichnet. Mit Freude, aber auch so manches Mal mit Sorge, haben wir täglich zum Himmel geschaut. Was hält unser guter alter Petrus heute wohl wieder für uns bereit?
Bei unserer monatlichen Wetterauswertung spielt im Jahr 2020 das Brauchtum des jeweiligen Monats eine große Rolle. Besonders der Dezember ist, wie uns seit Kindesbeinen an bekannt ist, ein an Ereignissen in Bezug auf das Brauchtum äußerst vielfältiger Monat. Aus diesem Grund muss, ob wir nun wollen oder nicht, die Monatsauswertung größer als üblich ausfallen. Daher möchte ich die Dezemberauswertung im Jahr 2020 in zwei Teilen darstellen.
Im ersten Teil wollen wir uns mit dem Wetter- und Brauchtumsgeschehen für den Zeitraum vom 1. bis 20. Dezember beschäftigen und hier besonders die Adventszeit und die Weihnachtsvorbereitungen hervorheben.
Im zweiten Teil schauen wir uns dann etwas später das Wetter und das Brauchtum in dem Zeitraum zwischen Christkeengchen (Heiligabend), dem ärschten Christtaogk, der Zeit zwischen den Jahren, also den so genannten Raunächten, und Sylvester an.
Unser vergangener Monat, der Dezember, ist der Monat mit den kürzesten Tagen und längsten Nächten. Beginnen wir mal mit dem 21. Dezember, es ist der Winteranfang, also der Tag der Wintersonnenwende, den unsere Vorfahren als Mittwinternacht mit einer Licht- oder Julfeier begingen. So brachten sie ihre Freude über die nun wiederkehrende Sonne zum Ausdruck.
Abweichend zum Kalenderjahr beginnt das Kirchenjahr bereits mit dem 1. Advent. Der Anfang kann unter Umständen bereits der 30. November, der Andreastag sein. Nun fängt auch die besinnliche, weitestgehend aber auch enthaltsame, also ganz einfach die Adventszeit an. Sie ist entsprechend uralter germanischer Überlieferungen gleichzeitig eine Zeit, die auch von Dämonen, Orakeln, besonderen Figuren und sonstigen spukhaften Gestalten aus dem längst vergangenen germanischen Kulturkreis bestimmt wird. Im alten Ruhla sagte man:“ D ´r Advent ies dao, de Meachen werrn in d`n Rauch gehängt.“
Weiter geht es am 2. Dezember, dem Bibians Tag. An diesem Tag sollte man sich in Ruhla und Umgebung vor dem „Waldmännchen“ in Acht nehmen und den Wald möglichst meiden. Leichter gesagt als getan in Ruhlas waldreicher Umgebung. An diesem Tag ist die Ruhe des Waldes nicht zu stören. Wehe, wehe dem, der dieses doch tut.
Einen Adventskranz gab es in früheren Zeiten auch noch nicht. Aber Ruhla wäre nicht Ruhla - da sind doch Schmiede, so Kerle wie Böttingers Hermann, beheimatet. Zwei verschieden große Metallreifen wurden verbunden, mit Moos und Efeuranken umwickelt. Dazu kamen noch bunte Papierstreifen und ein paar Kerzen und schon gab es den Adventskranz. Wer hat ihn also erfunden? Wohl die alten „Rühler“- vielleicht ist daher auch der Schmied in unserem Stadtwappen.
Natürlich gab es in früheren Zeiten nicht so schöne Adventskalender mit Märchenbildern oder gar mit süßer Füllung für unsere Kleinen. Aber Not macht erfinderisch, besonders in der Ruhl wusste man sich immer irgendwie zu helfen. Die „Alten“ nahmen ein Stück Kreide und auf der Bettstelle wurden ab dem 6. Dezember Kreidestriche angebracht. Filius durfte dann jeden Abend einen Strich weg wischen. An Heiligabend, oder auf gut Rühler an Christkeengchen, wurde der letzte Strich weggewischt, denn es weihnachtete sehr. So konnte man mit primitiveren Mitteln als heute Vorfreude auf Weihnachten auslösen.
Apropos der 6. Dezember - da ist ja auch noch Nikolaus. Bei uns in der Ruhl wurde er Herscheklaos genannt. Angezogen war der gestrenge Herr mit einem Sackleinenmantel und derben Stiefeln. Auf dem Kopf befand sich eine Wergperücke und sein Bart bestand auch aus Werg. Um den Hals trug der Herscheklaos beim Gabenbringen eine Ziegen- oder Kuhglocke und um den Bauch eine Eisenkette. Weiterhin gehörten zu seinem Aufzug noch eine Peitsche und natürlich auf dem Rücken der berühmte Sack für die Geschenke, d.h. damals für Nüsse, Mandeln und Äpfel. Die Kinder hatten meist Angst vor ihm, wenn er kettenrasselnd durch die Straßen zog.
Wichtige Wetterregeln für den Herscheklaos: „Regnets an Sankt Nicolaus, wird der Winter streng und kraus.“ Oder: „Bann un Herscheklaosen schön Weatter ies, bliebts so bis Christkeengchen.“
Die ersten 10 Dezembertage zeigten sich für uns recht dunkel, was allerdings nicht an der im Moment sehr kurzen Tageslänge lag, die am 10.12. gerademal 8 Stunden und 2 Minuten betrug. Viel schlimmer war die Tatsache, dass im Berichtszeitraum gerade 5,7 Sonnenstunden auftraten. Richtig gelesen, lumpige 5,7 Stunden schien unsere liebe Sonne vom Himmel. Der Bedeckungsgrad des Himmels brachte dies auch zum Ausdruck. An acht Tagen war der Himmel bedeckt, an einem Tag fast bedeckt und an einem Tag leicht bewölkt. Geregnet hat es an 2 Tagen 5,7 Liter auf den m². Schneefall konnten wir an 2 Tagen beobachten und zwar am 01.Dezember 4 cm und am 09. Dezember 2cm. Als niedrigste Temperatur zeigte uns die Quecksilbersäule -3,2°C am 03.12. Die höchste Tagestemperatur betrug 4,3°C genau am 08.12.
Die zweiten 10 Dezembertage erwiesen sich insgesamt noch dunkler als die ersten Dezembertage. Gerade mal 2,8 Sonnenstunden konnte ich in meinen Aufzeichnungen vermerken, so wenig, wie noch nie für eine Periode von 10 Tagen. Besagt doch einer der uralten Wettersprüche: „Sankt Lucia (13. 12.) kürzt den Tag, um so viel sie ihn kürzen mag“. Dass sie es aber so ernst meint damit und uns mit ihrer Kürzerei fast eine Polarnacht beschert, hätte ich nicht gedacht. Als weise Frau brachte Lucia mit brennenden Kerzen das Licht von Haus zu Haus, zum Nachbarn und zu Verwandten. Die liebe Lucia wurde von den Menschen sowohl als Heilige, als auch als Dämon gesehen. Zu beachten war an diesem Tag, dass man nicht backen, spinnen oder nähen sollte oder durfte, nichts würde gelingen. Die Tiere mussten an diesem Tag im Stall bleiben, man hatte Angst vor Läusebefall. Am Abend hielten die Leute Ausschau nach dem Lucienschein. Die Kinder hatten mit dem Dunkelwerden zu Hause zu bleiben, Pasta. Lucia wurde auch nachgesagt, dass sie ab und zu im Gefolge des wilden Heeres zu finden sei, aber dazu später mehr.
Der Bedeckungsgrad des Himmels war gleichfalls ein Indiz für den bisher äußerst dunklen Dezember. An acht Tagen war der Himmel bedeckt und an einem Tag fast bedeckt. Wo ist nur die liebe Sonne geblieben? Gerade Mal an einem Tag zeigte uns Petrus einen bewölkten Himmel. Die ständige Dunkelheit lies bei uns kaum weihnachtliche Stimmung aufkommen. Geregnet hat es im Berichtszeitraum an vier Tagen, wenn auch nur 2,0 Liter auf den Quadratmeter. Auch diese Tatsache verstärkte noch unsere bisherige melancholische Stimmung. Als Tageshöchsttemperatur im zweiten Dezemberzeitraum konnten wir am 16.12. 7,7°C vermerken.
Mit -0,4°C wurde am 11.12. die niedrigste Nachttemperatur des zweiten Zeitraumes Dezember erreicht. Resümierend bleibt uns nur die Feststellung, die Temperaturentwicklung zeigt keine Dezembertemperaturen. Wie sagt uns doch der uralte Wetterspruch: “Wenn der Dezember zu warm, o Gott erbarm.“ Oder anders gesagt: „Wenn der Dezember soll loben, muss er frieren und toben.“
Bleibt uns nur die Hoffnung auf die liebe Adelheit, die besagt: „Um die Zeit von Adelheit (16.12.) macht sich der Winter breit“. Die letzten 10 Dezembertage müssen es nun bringen. Das berühmte Weihnachtstauwetter wird uns doch nicht etwas noch mit frühlingshaften Temperaturen einen Strich durch die Rechnung machen und Ostern müsste vorgezogen werden…….
Für die ersten 20 Tage des Dezember
Ihr Gert Götze