Geschichte Seebach

Ersterwähnung
Die Ersterwähnung in einer Urkunde ist nicht ganz eindeutig Seebach zuzuschreiben, da es in der weiteren Umgebung noch andere Orte mit dem gleichen Namen gibt bzw. gab.

Im Codex Eberhardi, einer Urkundenzusammenstellung aus dem Klosterarchiv Fulda, in den Jahren 1150 bis 1165 vom Mönch Eberhard zusammen gefasst, erscheint Seebach auf dem Blatt 94 in einer Schenkungsurkunde von 860 mit den Orten Wanfried, Gottern, Dorla, Buschla, Tonna, Langensalza. Hier wird es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Seebach bei Bad Langensalza handeln.

Im Codex Diplomaticus Fuldensis wird auf Blatt 481 eine Schenkungsurkunde mit dem Ort Seebach (Seebah geschrieben), Pferdingsleben, Tröchtelborn und Kollerstedt aufgeführt. Diese Urkundensammlung ist mit dem Datum 22. Juli 830 vermerkt. Hier ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es sich um unseren Ort handelt, da die anderen Dörfer in der Nähe lagen.

Dieser Codex wurde im Auftrag des Fuldaer Abtes Hrabanus Maurus vom dortigen Schulmeister, Bibliothekar und Archivar Rudolf im 9. Jahrhundert in 8 Bänden erstellt und diente als Grundlage für das Cartular des Mönches Eberhard.

In der Nähe des damaligen Klosters Frauensee befindet sich ein weiterer Ort mit Namen Seeba (heutige Schreibweise), der ebenfalls infrage kommen könnte. In einer späteren Urkunde erlässt Landgraf Heinrich den Dörfern Dönges, Rappels, Seebach und Hetzeberg die Abgaben an das Kloster zu Frauensee.

Der Codex Eberhardi liegt in 2 Bänden im Staatsarchiv Marburg. Von dort wurde uns bestätigt, dass die Nennung in der Urkunde von 830 unseren Ort betreffen könnte.

So bleibt die Unsicherheit, sich auf eine genaue Jahreszahl der Ersterwähnung zu berufen. Mit Sicherheit ist unser Seebach im 9. Jahrhundert in der fränkischen Besiedelungsperiode entstanden. Anhand der Aufteilung der Grundstücke im Liegenschaftsplan kann man heute noch die Überlieferung nachvollziehen, dass der Ort mit 12 Höfen gegründet wurde.

Nach der Herrschaft der Landgrafen von Thüringen übernahmen die Herrn von Varnroda das Gebiet. Im Jahre 1461 kaufte Burggraf Herrmann von Kirchberg die Burg und Herrschaft von Farnroda mit den Orten Eichrodt, Wutha, Farnroda, Deubach, Schönau und Seebach einschließlich der Gerichtsbarkeit über Hals und Hand, die bis zum Jahre 1799 bestand. Danach konnten die Burggrafen keinen männlichen Nachkommen nachweisen. Das Erbe ging in die Herrschaft von Sayn-Wittgenstein und Nassau über mit Sitz in Hachenburg. Ab dem Jahre 1800 wurde daher die Gerichtsbarkeit von Eisenach im Herzogtum Sachsen-Eisenach übernommen. Seebach musste sich nun selbst verwalten.

Die Siedlung war über die Jahrhunderte territorial isoliert und nur über die Ländereien des Vorwerkes Hucherode mit Farnroda verbunden. Die angrenzenden Orte nach Süden und Osten gehörten hingegen zum Utterodtschen Gericht, Justizamt Thal bzw. zum Herzogtum Sachsen-Gotha.

Die Bewohner lebten von der Landwirtschaft. Auf dem kargen Lehmboden des Seebacher Tales waren nur geringe Erträge möglich. Man nutzte das stetig fließende Wasser von den Wartbergen zur Fischzucht, wozu mehrere Wasserbecken durch Erdwälle den Krebsbach aufstauten.

 

17. Jahrhundert
Während des Dreißigjährigen Krieges kam es auch in der Umgebung von Seebach zu Verwüstungen. Durch Seuchen und Hungersnot waren die Dörfer fast ausgestorben. In einer Steuerliste von Farnroda taucht für Seebach nur noch der Name Jäger auf. Erst im Jahre 1740 zählte der Ort wieder 43 bewohnte Häuser.

Im 17. Jahrhundert wurde der Ort durch den Seebacher Wunder-Doktor Johannes Dicel bekannt. Dicel war im Jahre 1676 als siebenter Sohn armer Eltern geboren und interessierte sich bald für die Wirkung von Kräutern, Heil- und Arzneipflanzen. Als Autodidakt war er bei den studierten Apothekern und Ärzten verrufen, doch das hinderte den Eisenacher Herzog Johann Wilhelm nicht, ihn 1724 den Titel eines Medicus practicus zu verleihen, wodurch er seine Apotheke und seine Praxis ungehindert weiter ausüben durfte.

Als Wohltäter seiner Heimatgemeinde stiftete er 1736 den Bau der Seebacher Kirche, brachte Mittel für die Besoldung des Pfarrers und des Schulmeisters auf und spendete auch noch das Geld für den Bau einer Schule in Seebach. Dicel verstarb am 9. November 1758. Die Nachwelt wusste seine Verdienste noch lange zu schätzen. Zum 100jährigen Bestehen wurde 1836 eine Gedenktafel zu seinem Gedächtnis neben der Kirchentür einmauern.

Am 9. November 2008 veranstaltete Seebach eine Gedenkwoche zu seinem 250. Todestag und brachte eine Erinnerungstafel an der Sakristei an, unter der seine Gebeine liegen.

 

19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert breitete sich in Seebach das Drechslerhandwerk weiter aus. Im Ort arbeiteten etwa 40 Drechsler für die Ruhlaer Meeresschaum-Pfeifen-Manufakturen als Zulieferer und produzierten hölzerne Pfeifenköpfe und Röhrchen. Auf diese Tätigkeit weist die im Ortswappen dargestellten Tabakpfeifen hin. Auch die ländlichen Gebrauchsgegenstände wurden selbst hergestellt und weiter verkauft.

Der Ort zählte um das Jahr 1875 67 Wohnhäuser und hatte 424 Einwohner. Die Gemarkung Seebach hatte einen Flächeninhalt von 362,36 ha, davon entfielen anteilig auf Höfe und Gärten 11,7 ha, auf Wiesen 40,05 ha und auf Ackerflächen 151,06 ha. Der Waldbesitz betrug 147,23 ha, Teiche und Bäche 0,51 ha, Wege, Triften und Obstplantagen 11,70 ha. Der Viehbestand wurde mit 10 Pferden, 130 Rindern, 240 Schafen, 75 Ziegen und 85 Schweinen angegeben.

 

20. Jahrhundert
Mit dem 20. Jahrhundert begann auch hier die Industrialisierung. Bereits im Jahre 1900 entstand in Seebach die erste Produktionsstätte als Zulieferbetrieb für die Firma Thiel in Ruhla. Noch bis in die Mitte der 1930er Jahre blieb Seebach jedoch vorwiegend ein von Handwerk und Landwirtschaft geprägter Ort.

Ab dem Jahre 1932 wurde die Uhrenfabrik stetig erweitert. In den Kriegsjahren wurden in großen Mengen Zeitzünder hergestellt. Dazu kamen viele Arbeitskräfte aus der Umgebung, aber auch Zwangsarbeiter aus der Ukraine und Mädchen im Arbeitsdienst zum Beispiel aus dem Rheinland zum Einsatz. Für sie entstanden oberhalb des Werkes Wohnbaracken. 1938 weihte man das großzügige Klubhaus ein.

Nach Kriegsende musste die Seebacher Fabrik als ehemaliger Rüstungsbetrieb abgerüstet werden. Erst 1952 konnte hier wieder die Produktion aufgenommen werden als Teilbetrieb des VEB Uhrenwerkes Klement Gottwald in Ruhla.

Eine LPG gründete sich 1957 als Teil des Genossenschaftsbetriebes von Burla und bewirtschaftete die Wiesen ausschließlich im Weidebetrieb

Nach einem Parteitagsbeschluss entstand von 1970 bis 1972 in Seebach eine Maschinenfabrik als Teil des VEB Uhrenkombinates, da es in Ruhla keine Erweiterungsmöglichkeiten gab. Dazu wurden gleichzeitig 650 Wohnungseinheiten, eine Schule, zwei Kinderkombinationen und eine Kaufhalle erbaut. Als 1980 die Mikroelektronik in der DDR-Wirtschaft forciert wurde, gehörte Seebach zu den Entwicklungszentren dieses Wirtschaftszweiges. Dadurch wurde durch einen Anstieg der Arbeitskräfte der Bau von weiteren Plattenbauten notwendig. Die Einwohnerzahl stieg bis auf 4.100 im Jahre 1989.

 

Die Entwicklung nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 kam es unter Treuhandverwaltung zum Zerfall des Großbetriebes VEB Uhren- und Maschinenkombinat. Es entstanden private, hoch spezialisierte Klein- und Mittelbetriebe, wie die Eurochron GmbH, Garde Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH. Durch Ausgründung entstanden zudem Unternehmen des Werkzeug- und Sondermaschinenbaues, der Elektronikfertigung und der Kunststoffverarbeitung. Zahlreiche kleinere Unternehmen profitierten als Zulieferer oder Dienstleister von den Erfolgen der Automobilbranche im Eisenacher Wirtschaftsraum.

Die Maschinenfabrik wurde von MAHO und später von der Firmengruppe Deckel bzw. Gildemeister übernommen und ist jetzt zum wichtigsten Arbeitgeber des Ortes geworden.