Stadtgeschichte von Ruhla

Eine erste urkundliche Nennung Ruhlas im Erbbuch der Grafschaft Henneberg datiert aus dem Jahre 1355. Reste der schon 1183 urkundlich erwähnten kleinen romanischen Kapelle in der Gemarkung Glasebach oberhalb Ruhlas zeugen von wesentlich früheren Ansiedlungen. Der Ursprung Ruhlas, im heutigen Flurbezirk "Alte Ruhl" gelegen, geht auf sogenannte "Waldschmiede" des 12./13. Jhdts. zurück, die zugleich Bergleute, Köhler und Schmelzer waren. Aus anstehendem Erz wurde bis etwa zu Beginn des 14. Jhdts. an Ort und Stelle Eisen erzeugt und daraus Blankwaffen hergestellt.

Bergbau und die Bearbeitung der geförderten Erze prägten das Bild Ruhlas. Infolge des entwicklungsbedingten Verfalls des Waffenschmiedehandwerks verlegte man sich um 1530 auf die Herstellung von Messerwaren. Etwa 200 Jahre lang war nun das Messerschmiedehandwerk in Ruhla dominierend.

Jahrhunderte war Ruhla durch die Zugehörigkeit zu zwei Herzogtümern geteilt. Schon die Ersterwähnung von 1355 spricht von der "....die Ruhla halb". So wird Ruhla 1640 im ernestinischen Teilungsprozess zwischen den Herzögen Ernst I. ("der Fromme") von Sachsen-Gotha und Albrecht von Sachsen-Eisenach aufgeteilt. Dabei bildete der "Erbstrom" (auch Rolla o. Ruhlaha genannt) die natürliche Grenze. Dies, aber auch Konkurrenz (sich entwickelnde Industrie in Solingen), Absatz (erstarrte Innungsgesetze und Zollgrenzen) sowie die Abwanderung von ca. 80 Ruhlaer Familien der Messerschmiedezunft führten zum Niedergang des Ruhlaer Messerhandwerkes. Wurden Mitte des 17. Jhdts. verschiedene Innungssatzungen der Ruhlaer Messerschmiede aufgeführt, so wurde im Jahre 1819 die Messerschmiedeinnung aufgelöst. Vollständig ist das Handwerk Ende des 19. Jhdts. verschwunden.

Noch in der Blüte des Messerschmiedehandwerks wurde mit der artverwandten Pfeifenbeschlagfertigung der Grund zu einem neuen Erwerbszweig gelegt. Schon bald wurden in Ruhla komplette Tabakspfeifen hergestellt. Vor allem die Verwendung von Meerschaum und ab 1772 die Erfindung des Massemeerschaums, auch "Rühler Meerschaum" genannt, machten Ruhla weit über alle Grenzen bekannt. Kunstvoll geschnitzte Pfeifenköpfe von einzigartiger Schönheit sind heute im Orts- und Tabakpfeifenmuseum zu bewundern. Mitte des 19. Jhdts. kam es zum großen Aufschwung der Pfeifenindustrie. Es wurden jährlich bis zu 23 Mio. Pfeifenköpfe und 15 Mio. komplette Pfeifen erzeugt im Wert von 1,95 Mio. Talern = 58 Mio. Euro. Mit dem Tod des letzten Meerschaumkopfschneiders (1981) starb das Tabakpfeifengewerbe in Ruhla gänzlich aus, nachdem es bereits Anfang des 20. Jhdts. fast vollständig erloschen war.

Aber auch als Badeort hatte sich Ruhla Mitte des 18. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Die Entdeckung einer eisenhaltigen Quelle ("Rühler Stahlwasser" 1737) und weiterer Mineralquellen (Eisensäulenringe) sowie die spätere Errichtung eines Badehauses verhalfen Ruhla ab 1756 zu einem regen Badebetrieb.

Ebenso entwickelte sich Ruhla im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Forstwirtschaft.
25 Jahre lang wirkte hier der Begründer der neuen Forstwirtschaft in Deutschland - Gottlob König.

Weitere politische Meilensteine in der Entwicklung Ruhlas war die Verleihung des Stadtrechts an beide Orte Ruhlas (1896) - Ruhla Gothaischen Anteils und Ruhla Weimarischen Anteils. Mit der Zerschlagung des Deutschen Kaiserreiches 1918 und der Ausrufung der Weimarer Republik (1919) gehörten nun beide Städte zum neu gegründeten Land Thüringen (1920). Am 1. April 1921 kam es zum Zusammenschluss der beiden Städte. Anlässlich des 100 Jahrestages dieser Vereinigung am 01. April 2021 erzählt der Ruhlaer Ortschronist Detlef Fuhlrott in einem Interview mit dem Wartburgradio die geschichtlichen Hintergründe der Teilung. Das Interview zum anhören finden Sie unter: https://www.wartburgradio.org/100-jahre-vereinigtes-ruhla/

Zwischen 1926 und 1928 entstand in Ruhla nach den Plänen des Bauhausarchitekten Thilo Schoder (1888-1979) ein einzigartiges Bauhausensemble mit Sozialwohnungen, Stadtcafé, Konsum und Spielplatz. Beispielgebend war, dass jede Wohnung in der Regel über zwei Zimmer, Küche, Toilette verfügte und im Dachgeschoss sich für jeden Treppenaufgang ein Gemeinschaftsbad befand, über dessen Benutzung ein Badeplan der Mieter entschied. Heute steht dieses einzigartige Bauwerk unter Denkmalschutz.

Mehrere Industriebetriebe prägten nun das Bild der Stadt Ruhla. In der Folge bildeten sich vor allen Dingen einige Großbetriebe der Metallverarbeitung heraus. Weit bekannt wurde die Uhrenindustrie und die Fahrzeugelektrik, die für das Erbstromtal zum größten Arbeitgeber wurden. Nach 1990 entstanden durch Auflösung der Uhrenwerke Ruhla im Rahmen der Privatisierung die Firma GARDE Uhren- und Feinmechanik Ruhla GmbH.

Mit Vollendung der strukturellen Gebietsreform 1994 gehören Thal und Kittelsthal als Ortsteile zu Ruhla. Heute ist die Berg- und Uhrenstadt Ruhla ausgezeichnet als Staatlich anerkannter Erholungsort und nach über 25 Jahren Stadtentwicklung ein gutes Stück weitergekommen. Leerstehende Häuser und Industriebrachen wurden abgerissen oder umgewandelt. Dem Gast bietet sich heute ein sehenswertes Stadtbild. Der überaus interessanten Geschichte Ruhlas wurde bei der Umwandlung vom reinen Industriestandort zum liebenswerten Wohn- und Ferienort, mit mittelständischen Betrieben, Rechnung getragen. Bei einem Rundgang durch Ruhla kann man auch heute noch viele Zeugen der interessanten Geschichte erkennen.